Im Jahr 2020 wurden an unserem Zentrum mehr als 200 zellulären Therapien, autologe Stammzelltransplantationen und CAR-T Therapien durchgeführt. Das zelluläre Programm des Inselspitals ist entsprechend der nationalen und internationalen Standards JACIE zertifiziert. JACIE steht für das Joined Accreditation Committee der Internationalen Gesellschaft für Zelltherapie (International Society for Cellular Therapy, ISCT) und Europäischen Gruppe für Blut- und Knochenmarktransplantation (European Group for Blood and Marrow Transplantation, EBMT)
Autologe Stammzell-Transplantation nach Hochdosischemotherapie
An unserem Zentrum werden nach hochdosierter Chemotherapie jährlich rund 160 autologe Transplantationen mit patienteneigenen Blutstammzellen durchgeführt. Hierbei werden bei Patientinnen und Patienten mit z.B. Lymphom, multiplem Myelom oder akuter Leukämie mittels Verabreichung von Wachstumsfaktoren Stammzellen ins Blut mobilisiert. Die ausgeschwemmten Stammzellen werden anschliessend mittels Apherese gesammelt und gefroren in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. Nach hochdosierter Chemotherapie werden diese Stammzellen aufgetaut und anschliessend dem Patienten zurückgegeben. Durch die Verabreichung der Stammzellen wird die Zeit zur Erholung der Blutbildung und Immunfunktion deutlich verkürzt und somit das Risiko für Komplikationen wie Infektionen und Blutungen nach Hochdosistherapie vermindert.
Der Prozess der Stammzellsammlung und Transplantation erfolgt nach international anerkannten Standards, z.B. JACIE, auf höchstem klinischem und wissenschaftlichem Niveau. Zudem ist unser Zentrum an mehreren nationalen und internationalen Studien im Bereiche der Stammzelltransplantation beteiligt und trägt so zum Fortschritt in diesem medizinischen Bereich bei.
Allogene Stammzelltransplantation
Allogene Blutstammzelltransplantationen mit Stammzellen aus Knochenmark oder mobilisiertem peripheren Blut von verwandten oder unverwandten Spendern werden in enger Zusammenarbeit mit unserer Klinik bei malignen und benignen systemischen hämatologischen Erkrankungen und angeborenen Immundefekten am Universitätsspital Basel durchgeführt. Kann kein passender Spender identifiziert werden, so verwenden wir in seltenen Fällen auch Nabelschnurblut (aus internationalen Nabelschnurbanken) als Quelle für Stammzellen. Seit kurzem können auch Stammzell-Transplantationen mit nur «halb passenden» (haploidentischen) verwandten Spendern durchgeführt werden. Dies erleichtert das Finden eines geeigneten Stammzellspenders enorm.
Bei einer allogenen Stammzelltransplantation werden die Patientinnen und Patienten mit einer Chemotherapie vorbehandelt, diese wird oft mit einer Ganzkörperbestrahlung kombiniert. Diese Vorbehandlung kann sehr intensiv (myeloablativ) oder weniger intensiv sein (nicht myeloablativ), wobei sich die Wahl der Intensität der Vorbehandlung nach dem Alter, den Begleiterkrankungen und der zu behandelnden Krankheit der Patientin oder des Patienten richtet. Nach der Transplantation muss die Patientin oder der Patient über längere Zeit Medikamente einnehmen die sein Immunsystem unterdrücken, um eine sogenannte umgekehrte Abstossungsreaktion («Graft versus Host Reaktion») zu verhindern.
CAR-T-Zell-Therapie
Diese neuartige Therapie basiert auf körpereigenen Immunzellen, die derart verändert werden, dass sie mit den Tumorzellen reagieren und diese vernichten können. Diese Immunzellen werden den Patientinnen und Patienten mittels Apherese entnommen und ausserhalb des Körpers genetisch so programmiert, dass sie die Tumorzellen erkennen und mit diesen reagieren. Nach dieser «Umprogrammierung» werden die Immunzellen der Patientin oder dem Patienten im Anschluss an eine milde Chemotherapie wieder verabreicht. Im Moment wird diese Therapie bei jungen Erwachsenen mit akuter lymphatischer Leukämie sowie Erwachsenen mit aggressiven Lymphomen angewandt, wenn herkömmliche Therapien nicht zu einer Heilung geführt haben. Neue Indikationen, wie Multiples Myelom oder Mantelzelllymphom werden in der nahen Zukunft dazukommen. Unser Zentrum partizipiert an verschiedenen internationalen Studien im Bereiche der neuen zellulären Therapien.
In unserem hämatologischen Transplantationsambulatorium erfolgen neben den Voruntersuchungen vor autologer und allogener Transplantation auch die engmaschige Nachsorge in der Frühphase nach Transplantation ebenso wie die routinemässige Langzeitnachsorge zur Vermeidung bzw. Erkennung und Behandlung von Spätkomplikationen.
Die Klinik hat einen eigenen Herstellungsbereich für zelluläre Produkte, die sogenannte Aphereseeinheit. Hier werden periphere Blutstammzellen für autologe Transplantationen und Immunzellen für CAR-T Zell Therapien mittels Apherese gewonnen. Angeschlossen an die ambulante Aphereseeinheit ist das Labor für zelluläre Therapien, in dem die Zellprodukte für autologe Transplantationen und CAR-T Therapie verarbeitet und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren werden.